Vor ein paar Tagen wurde ich mal wieder gefragt, was für eine Katze besser sei:

Freigang oder Wohnungshaltung?

Da mehrere Katzenhalter anwesend waren, kam es sofort zu einer Diskussionen mit vollkommen unterschiedlichen Ansichten und Argumenten, die ich wie folgt gesammelt und notiert habe:

  • Freigänger haben ein kürzeres Leben, weil sie Gefahren ausgesetzt sind wie z.B. dem Straßenverkehr oder wilden Tieren, Katerkämpfen, Giftködern usw.
  • Wohnungskatzen sind unglücklich, weil sie in Gefangenschaft leben
  • Kranke und behinderte Katzen dürfen nicht raus
  • Katzen dürfen nur raus, wenn ich im Haus bin
  • Katzen dürfen nachts nicht raus
  • Ich wohne direkt am Rand eines Jagdgebiets
  • Sperrt man die Katzen ein, nimmt man ihnen die Lebensqualität
  • Wer seinen Katzen den Freigang verwährt, ist ein Tierquäler
  • Katzen bringen Ratten und Mäuse ins Haus
  • Ich habe Angst um meine Katzen, wenn sie draußen sind

FAKT ist: Es gibt keine Pauschalantwort und man muss das für jede Katze ganz individuell entscheiden. Eine Zuchtkatze, die niemals die Freiheit kennengelernt hat, fühlt sich in der Regel wesentlich wohler im Haus oder der Wohnung und ist draußen natürlich eher der Gefahr ausgesetzt, geklaut zu werden.

Einem erwachsenen Bauernhofkater, der bereits die Freiheit kennen- und liebengelernt hat, sollte man niemals die Freiheit nehmen. Er braucht mindestens geregelten Freigang. Eine Katzenklappe ist die Steigerung zum geregelten Freigang, denn sie ist sozusagen ein eigener Haustürschlüssel. Und eine 24-Stunden geöffnete Katzenklappe (Affiliate-Link zu Katzenklappen unter 100 Euro bei Zooplus) ist der Jackpot für freiheitsliebende Katzen. Wenn sich jedoch die “Dosenöffner” dabei nicht wohlfühlen, ist auch das nicht die beste Lösung, denn ist der Mensch unentspannt, überträgt sich das auf die Katze.

Wichtig ist, dass man versucht für alle den bestmöglichen Kompromiss zu finden, der sowohl für die Katze/n als auch für den liebenden Katzenhalter gut ist. Und gut ist, was gefällt <3

Manche Katzen haben Angst vor den vielen Reizen und Geräuschen draußen und fühlen sich drinnen viel wohler. Ich habe auch schon eine Katze erlebt, die im 8. Stock eines Hochhauses Todesängste hatte. Erst mit einem Umzug der Halter legte sich diese Angst wieder. Andere Katzen wiederum lieben und brauchen die Reize der Natur.

Damit Katzen sich richtig wohlfühlen, müssen ihre natürlichen Bedürfnisse befriedigt werden. Das sind jagen, lauern, schlafen, fressen, trinken, kratzen, frische Luft, viel Zuwendung, Sozialkontakte, Rituale, Spiel- , Beschäftigungs- und Kratzmöglichkeiten. Es gibt viele Möglichkeiten seinen Katzen das auch in einer Wohnung oder einem Haus zu bieten ohne Freigang.

Hält man eine Katze rein in der Wohnung, ist es wichtig, dass sie auch Sozialkontakte in Form eines lebendigen Artgenossen hat. Ein Plüschersatz reicht auf Dauer nicht aus.

Bei Freigängerkatzen ist das nicht ganz so wichtig, weil sie ihre Kontakte zu Artgenossen in Freiheit ausleben können. Katzen gelten als Einzelgänger, aber ganz allein leben ist noch wieder etwas anderes als in einem Mehrkatzenhaushalt. Jedoch gibt es auch Katzen, die dulden keine Artgenossen neben sich. Sie sind dann vielleicht nicht gut sozialisiert, zu früh von ihrer Katzenmama und den Geschwistertigern weggenommen worden oder haben traumatisierende Erfahrungen gemacht. Auch das gibt es, wenngleich das eher selten ist, dass eine Katze ganz allein mit ihrem Menschen leben will. Aber Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.

Um Wohnungskatzen frische Luft zu gönnen, kann man auch ein Fenster mit einem Fliegengitter sichern, oder den Balkon mit einem Katzenschutznetz. Auch eine gesicherte Terrasse oder ein gesicherter Garten sind eine gute Alternative zu bedingungslosem Freigang. Man kann die Bedürfnisse von Katzen in allen Lebenslagen befriedigen. Wer ganz besonders begabt ist, kann seinen Katzen dann auch noch wunderbare Spiel- und Versteckmöglichkeiten im Garten bauen oder ein Katzengartenhaus* kaufen. Hier sind einmal ein paar Beispiele wie schön es im gesicherten Garten-Freilauf sein kann (vielen Dank an dieser Stelle an die Familie Persson für die schönen Bilder von Otti und Momo).

Otti und Momo bei ihrem gesicherten Freigang. Wohlgenuß pur. <3

Auch eine Behinderung stellt für den Katzen-Freigang nicht unbedingt immer ein Hindernis dar. Unser Nachbarkater Rudi war blind und trotzdem Freigänger. Rudi konnte sich hervorragend orientieren und er war der beste Freund meines Katers Teddy. Die beiden gingen sogar zusammen jagen. Eine Maus zu fangen war für Rudi überhaupt gar kein Problem, aber Teddy brachte ihm auch so manches Mal einfach eine Maus mit. So eine wunderbare Katerfreundschaft habe ich davor noch nie erlebt.

Wer zu viel Angst hat, seine Katze allein nach draußen gehen zu lassen oder an einer befahrenen Straße wohnt, kann sie auch an ein Katzengeschirr* gewöhnen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Katze das Geschirr und den Freigang überhaupt mag. Mein Kater würde lieber sterben als an der Leine zu gehen. Dafür ging er mit uns viele Jahre auch ohne Leine spazieren und war überall bekannt wie ein bunter Hund.

Katzen bringen Mäuse, Ratten und Vögel ist immer wieder ein Argument gegen den Freigang. Dem kann ich dann natürlich nicht widersprechen, denn die meisten Freigänger bringen ihren geliebten Menschen schon mal ein “Geschenk” mit oder verspeisen ihre Beute gern zuhause. Das ist aber nur natürlich, denn Katzen sind (kleine) Raubtiere. Eine meiner Leserinnen schrieb gerade den wundervollen Spruch:

“A mouse a day keeps the doctor away”

Und das ist so wahr, denn die Maus ist das natürlichste und gesündeste Futter für eine Katze. Katzen sind jedoch nicht nur Jäger, sondern ca. 300.000 – 350.000 Katzen im Jahr werden laut der Tierschutzorganisation PETA leider auch Opfer von Jägern. Katzen gelten als wildernd, wenn sie zwischen 200 und 500 Meter (je nach Bundesland) vom nächstgelegenen Haus entfernt sind. Die Jäger sehen die Katzen als Vogelkiller. Wer also an einem Feld und Jagdgebiet wohnt, sollte auch noch einmal darüber nachdenken, ob der Freigang nicht evtl. eher nur gesichert gegeben wird.

Teddy und Rudi nach der Jagd

Ich finde Aussagen wie: Du bist ein Tierquäler weil, 

– Du Deine Katze nicht raus läßt

– Du Deine Katze raus läßt

einfach nur engstirnig und völlig unüberlegt. Es gibt nicht nur schwarz oder weiß. Jede Katze ist ein Individuum und sollte auch als solches behandelt werden. Keine Katze gleicht einer anderen und man darf die Bedürfnisse der Katze nicht missachten. Katze und Mensch müssen sich gemeinsam wohlfühlen, dann ist fast jede Art der Katzenhaltung in

Ordnung.


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Freigänger vs. Wohnungskatze
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10 Kommentare zu „Freigänger vs. Wohnungskatze

  • November 8, 2019 um 8:41 pm Uhr
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    Eigentlich schreibe ich hier nur einen Zustandsbericht, aber dieser Kater ist so außergewöhnlich und wieder eine ganz andere Persönlichkeit.

    Er war Freigänger, bevor er 2 Jahre im Tierheim saß und schwer krank wurde.
    Nun ist er 13 und ziemlich angeschlagen, aber er will raus!
    Er geht problemlos an der Leine und führt mich. Zwischenzeitlich hat er mir fast sein ganzes Revier gezeigt.
    Nun lasse ich ihn am Tag ohne Geschirr raus, halte mich aber in der Nähe auf. Manchmal zieht er einfach los, ohne nach mir zu sehen. Ich gehe dann nach Hause und ich bin erstaunt und überglücklich, wenn er nach 30 Min. wieder vor der Tür sitzt. 1 oder 2 Mal rief er auch nach mir, dann ging ich zu ihm und wir gingen zusammen wieder in die Wohnung. Er ruht in sich, ist unheimlich lieb und ich bin völlig fertig, weil ich nicht weiß, ob ich ihn auch im Dunkeln gehen lassen kann. Bei einem Revierkampf würde er sicher unterliegen, dazu ist er zu schwach. Viele Leute führen hier ihre Hunde aus, denen will er hinterher laufen. Führt er mich in die anderen Bereiche seines Reviers, kommt es oft vor, dass er von dort nicht mehr weiß, wie er zurückkommt. Er setzt oder legt sich dann hin und mauzt. Ich hatte bisher fast nur reine Wohnungskatzen, die panisch waren, wenn ich versuchte sie an Freigang zu gewöhnen. Eine von diesen kannte Freigang, aber es schien, als wollte sie nie mehr nach draußen. Wahrscheinlich hatte sie genug erlebt. Die Angst dieser Kater könnte verunglücken, angefahren werden, von Hunden attackiert werden, Katzenhassern begegnen … ist enorm. Er zeigt mir, wie wichtig und übermächtig sein Freiheitsdrang ist und eigentlich ist meine Angst dann ohne Bedeutung. Ich werde sie aushalten müssen. Ich weiß, dass er sicher nicht mehr lange lebt und vielleicht verkürzt der Freigang noch einmal sein Leben. Es ist sein Leben und er soll es leben, so wie er will.

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    • November 11, 2019 um 8:31 pm Uhr
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      Das ist eine sehr berührende Geschichte. Georg, ich wünsche diesem wunderbaren Kater noch eine wunderschöne Zeit. Er hat einen wunderbaren Katzenmenschen gefunden. Darf ich fragen, was für eine Erkrankung er hat? LG Ilona

      Antworten
  • November 1, 2017 um 10:47 pm Uhr
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    Wirklich sehr gut zusammengefasst!!!

    Katzen sind verschieden. Kiras Schwester war eine Freigängerin, leider habe ich hier nicht die Möglichkeit gehabt, sie nach draußen zu lassen, da hat sie die Gelegenheit benutzt als die Handwerker alle Türen offen ließen, sie ist abgehauen und nie wieder gekommen. Ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist.
    Kira saß an der offenen Tür und es interessierte sie überhaupt nicht, was davor vor sich ging.

    Auch die beiden Katerchen interessieren sich nicht dafür. Also geh ich davon aus, dass sie sich hier wohlfühlen.
    Ich musste mir allerdings auch schon anhören, ich sei eine Tierquälerin, weil ich ihnen keinen Freigang gewähre.

    Tolle Bilder von deiner Bande 🙂

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    • November 2, 2017 um 9:16 am Uhr
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      Schlimm, wenn andere Menschen immer besser wissen, was für einen selbst oder seine Tiere gut ist. Das sind meistens die, die mal bei sich selbst zuerst nachsehen sollten. Aber genau dafür hab ich meinen kleinen Ratgeber ins Leben gerufen. <3

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      • November 2, 2017 um 2:41 pm Uhr
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        Ich denke, das hängt damit zusammen, dass die meisten ein “Entweder-oder”-Denken haben. Wenn das, was sie tun, richtig ist, dann ist das andere falsch. Ist das andere aber richtig, dann machen sie was falsch und es ist einfacher andere zu beschuldigen, etwas falsch zu machen.

        Ein sowohl-als auch, das kommt in deren denken nicht vor…..schade….

      • November 3, 2017 um 9:37 am Uhr
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        Man muß auch die Menschen nehmen wie sie sind, aber wir können die Welt trotzdem immer ein bißchen bunter machen – wie der Regenbogen 😉

  • Oktober 31, 2017 um 3:27 pm Uhr
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    Als ich in meinem Reader die Überschrift las, dachte ich, dass ich dazu einige Dinge sagen könnte. Jetzt habe ich deinen Bericht gelesen und habe absolut NICHTS mehr dazu zu sagen. Du hast all das erwähnt, was auch ich an Argumenten gehabt hätte.
    Ich hatte schon alles an Katzen-Charakteren … Mutige, Schisser, Freigänger, Wohnungskatzen und solche, die sowohl als auch. Es ist wirklich unmöglich eine allgemein gültige Aussage zu treffen, was denn nun besser ist.
    Herzlichen Dank für deine immer wieder so tollen Beiträge. Ich mag sie sehr.
    Alles Liebe
    Gaby

    Antworten
    • November 1, 2017 um 8:41 am Uhr
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      Dankeschön liebe Gaby für die netten Worte. Das freut mich sehr, denn genau das ist es, was ich mit meinen Beiträgen möchte. Die Menschen erreichen und ihnen zeigen, dass jedes dieser wunderbaren mystischen Wesen einen eigenen Charakter hat, ein Individuum ist und somit auch immer ganz individuell handelt und behandelt werden möchte. Wenn das dann auch so rüber kommt, dann freue ich mich sehr darüber. Ganz liebe Grüße Ilona

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  • Oktober 31, 2017 um 2:10 pm Uhr
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    Herr Karl, der Kater, wohnt im Haus und genießt es, jederzeit und so lange er möchte draußen herum zu stromern. Außerdem füttern wir seit zwei Jahren den Streuner Bruno, der offenbar kein zu Hause (mehr?) hat, denn als er bei uns auftauchte war er stark übergewichtig. Er ist sehr scheu und offensichtlich traumatisiert, wahrscheinlich war er einmal eingeklemmt, denn sein Schwanz ist oben abgeknickt. Ab und zu lässt er sich neuerdings auch einmal streicheln und erschrickt dann über seinen Mut. Seit einigen Wochen hat sich nun noch ein kleines schwarzes Kätzchen dazu gesellt. Vermutlich wurde sie ausgesetzt. Anfangs war sie sehr scheu, aber sie wird täglich zutraulicher. Ins Haus sollen die beiden Streuner allerdings nicht, da reicht Herr Karl. Im Schuppen steht aber Herrn Karls Notunterkunft, eine warm gepolsterte Schlafkiste. Da habe ich die Kleine bei Sturm und Regen bereits mehrfach angetroffen. Seit die Kleine bei uns ist, wurde Herr Karl wieder viel mobiler. Außerdem duldet er den Streuner wieder in seinem Revier. Nur manchmal schaut er Bruno noch solange strafend an, bis der sich einige Schritte zurück zieht. Karlchen und die Kleine spielen oft vergnügt, Bruno schmust mal mit der Kleinen, mal verhaut er sie. Wir haben jedenfalls viel Spaß an unserem täglichen Katzenkino und sind der Meinung, dass es allen dreien gut geht, so wie es ist.

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    • November 1, 2017 um 8:37 am Uhr
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      Das klingt sowas von toll und nach einem Katzenleben für alle drei Katzen. Jede/r darf so leben, wie sie/er es will. Das finde ich super schön <3 So soll es sein.

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