Mach die Tür auf. Zack zack“Hunde haben Frauchen und Herrchen – Katzen haben Personal”

So oft höre ich, dass Katzen ihre Menschen voll im Griff haben. Wenn ich jetzt sagen würde, dass das so nicht stimmt, wäre das glatt gelogen. Der Satz trifft den Nagel auf den Kopf! Auch bei uns.

Morgens, halb zehn in Deutschland….aus dem Alltag einer Katzenpsychologin 😉

Heute ist bei uns so ein Tag, an dem meine Königs-Kater Rocky und Jimmy bei ihrem vollzeitbeschäftigten Personal voll den Nerv treffen.

Ich muss arbeiten….. sie nicht.
Draußen ist Regen und Wind…..sie wollen Sommer und Sonne (ich kann aber nicht zaubern).
Ich brauche Ruhe….sie machen dreeet dreeet (Rocky kann nicht mauen, aber andere lustige Töne) und mau mau mau (Jimmy kann es gut).

Es ist Mittwoch, ein Bürotag und bis um 09.30 Uhr war ruhiges Arbeiten möglich. Jimmy liegt gemütlich bei mir auf dem Schreibtisch und lässt sich zwischendurch immer kraulen, während ich einen Therapieplan schreibe, eine Bachblütenmischung überprüfe und die Steuererklärung einen Schritt weiter bringe.

Katzen haben Personal fürs Türen öffnen

Rocky hat schon eine Runde Outdoor-Revierbegehung hinter sich und steht draußen vor der Terrassentür und begehrt Einlass. Ich stehe also auf, öffne die Tür und setze mich wieder hin während Rocky auf den Kühlschrank springt, um sein Frühstück zu schnabulieren. Er hat sich den Platz dort oben selber ausgesucht, weil ihm ansonsten sein Garfield ähnelnder Bruder immer alles wegfrisst.

Ich versuche, meine Konzentration wieder aufzubauen, da macht es wieder “dreeet dreeet” und Rocky steht von innen vor der Terrassentür und möchte nun raus. Okay. Kaum habe ich die Terrassentür geöffnet, überlegt es sich der gnädige Königskater doch noch einmal anders und möchte noch eine Runde durchs Haus spazieren.

Gerade setze ich mich hin, da kommt eure Hoheit zurück und schaut den Türgriff an. Das bedeutet, ich soll die Tür öffnen. “Dreeet, dreeet” (manchmal frage ich mich, ob das schnell schnell heißt). Okay, ich mache also die Tür auf und bleibe gleich stehen. Jimmy hat die Angewohnheit, genau 30 Sekunden später auch raus zu wollen. Allerdings nur, wenn vorher die Tür geschlossen wurde und man sich wieder hingesetzt hat. Manchmal trickse ich ihn aus, aber heute trickst er mich aus. Er tut so als würde er unter keinen Umständen heute raus gehen, weil zu kalt und zu nass und überhaupt. Ich setze mich hin und exakt  30 Sekunden später:

“Mach aaaaauf”, klingt es aus dem Mäulchen von Jimmy…..und dann wird er massiver….. “MACH AAAAAUF (MAAAAAAAAAAAAAAAAUUUUUUUUUUUUUUU)”.

Meine Nerven. Steuererklärung und Konzentration sind dahin. Also kann ich auch aufstehen und die Tür öffnen. “Brrrrr, ist das kalt, nee, ich will doch nicht”, motzt er rum. Er kommt sofort wieder rein und bleibt genau zwischen Tür und Angel sitzen. JEDER Katzenkuschelmensch kennt diese Situation mit seinen Freigängern! Stimmts?

Er sitzt also in der Tür, ich stehe noch an der Tür und friere. Es ist kalt heute….6 Grad. “Rein oder Raus”????? NÖ….nix zu machen. Weder noch. Dann eben nicht. Ich setze mich hin und will gerade wieder anfangen zu schreiben, da geht der Chaos-King raus. Ich laufe schnell hin und schließe die Terrassentür. Kaum sitze ich, sitzt Jimmy auch schon wieder vor der Tür und schreit rum. “Nimm die Katzenklappe”, rufe ich. Das sieht er gar nicht ein. Er wird lauter, massiver, klopft an die Tür mit seinen Pfoten. Ich frage mich manchmal, was unsere Nachbarn denken, wenn er die Gegend zusammenschreit!? Okay, ich gehe zur Tür und öffne sie. Zu spät, ich war zu langsam. Er bleibt draußen sitzen und dreht mir den Popo zu.

Mir egal, dann mach ich die Tür halt wieder zu. Kaum sitze ich, geht das Geschrei draußen wieder los: “Mach die Tür auf (maaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaauuuuuuuuuuuuuuuu), mach die Tür auuuuuuuuuuuuuf. Ich armer Kater werde misshandelt und bei 5 Grad vor der Tür gelassen und mein Bauchkrauli macht mir nicht aaaaaaaaaaaaaauuuuuuuf. Skandaaaaaaaaal”. Okay.

Kaum sitze ich, steht Rocky vor der Tür. Mir reichts. “Geh durch die Katzenklappe” rufe ich ihm zu.

Es dauert etwa 2 Minuten und die Katzenklappe geht. Mit Karacho. Bamm….bamm…..bamm. Es hört sich an als hätte jemand mit einem Vorschlaghammer dagegen gehauen. Der Vorschlaghammer ist weiß-rot, hat Fell und nennt sich Rocky (der Name ist Programm).

Ich höre wie er nun zwei Runden durchs Haus stampft. Schon gewusst? Katzenpfoten können laut STAMPFEN!!! Und er hat diesen Körperausdruck, der aussagt, wie schlecht er hier in diesem Haus behandelt wird, weil er durch die Katzenklappe gehen muss. Dann hat er einen neuen Plan. Ab auf den Schreibtisch und mit vollem Gewicht auf die Tastatur vom Laptop schmeißen. Dokument erfolgreich zerstört.

Katzen haben Personal fürs Futter

Aus der Küche höre ich das Garfield-Abbild schreien: “HUNGER”. Wohlgemerkt, er hat Futter. Aber obwohl dauerhungrig, ist nicht jedes Futter genehm. “Ich will anderes Futter”. Mit Gemecker wird sich nun vom Futternapf zurückgezogen. Drama-Queen. Es dauert nicht lange, da geht es wieder los: “HUNGER !!!! – HUNGER!!!!” 

“Du hast schon was, das habe ich Dir gerade gegeben”. “Ich will aber was anderes”. “Vergiss es Jimmy, gib endlich Ruhe”. Entweder frisst Du das oder Du hast weiter Hunger. Und diesmal gab meine Drama-Queen nach. Nachdem er fertig war mit Fressen, konnte ich den Küchenboden putzen. Ich erzähle meinen Klienten immer,  Katzen sind reinliche Tiere. Reinliche Tiere? Ich überlege manchmal, ob ich das Katzenfutter in Zukunft nicht einfach gleich auf die Fliesen kippe.

Ich setzte mich wieder an mein Laptop und entdeckte, dass der Chaos-King Rocky während meiner Aktion mit Jimmy das Dokument-Zerstörungsprogramm in Gang gesetzt hat. Während ich meinen Therapieplan zu retten versuche, will eure Hoheit wieder raus. Diesmal musste er allerdings einsehen, dass er meine Geduld heute etwas überreizt hat. Er kuschelte sich noch einmal ganz lieb an mich, schnurrte und schaute mich mit diesem Blick an, der sofort alles verzeihen und vergessen lässt. Dieser Blick ist wie das “Blitz-Dings” aus dem Film Men in Black. Kennst DU?

Katzen haben Personal fürs Kuscheln

Dann zog er sich zurück auf seine Kratztonne und Jimmy in sein Kuschelbett. Schnell gibt es von mir noch eine kleine Kuscheleinheit für jeden und dann: Pssssst, sie schlafen, bloß nicht aufwecken. Ich sitze noch immer an den Folgen des Dokument-Zerstörungsprogramms. Aber ich muss auch schmunzeln, denn mir wird wieder einmal sehr bewusst:

Ich BIN GUT ERZOGEN und stehe immer im Dienste meiner kleinen Katzenpersönlichkeiten. DAS IST LEBEN MIT KATZEN UND ICH LIEBE ES. Der ganz normale Katzenwahnsinns-Alltag. Und ich liebe meine kleinen Chaos-Kings. Ich glaube, jeder Katzenkuschelmensch kennt genau diese Situationen.

Katzen haben Personal
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28 Kommentare zu „Katzen haben Personal

  • Juni 8, 2019 um 1:01 pm Uhr
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    Ich lieg hier gerade lang und kringel mich dabei — ist das herrlich geschrieben, Ilona. (Sorry, auch wenn der King nicht mehr bei dir ist, aber ich musste soooooooo laut lachen, weil das fast alles auch auf Charlie passt – allerdings schreit er nicht). Viele liebe Grüße und ein frohes Pfingstfest.

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    • Juni 17, 2019 um 10:00 am Uhr
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      Ach, mein King ist noch bei mir….im Herzen, in der Seele und manchmal höre ich ihn sogar noch 😉 Mein Teddy war was ganz besonderes…..und….genau so ist es doch mit Katzen. Sie haben ein Haus und wir dürfen mit drin wohnen, wenn wir sie dafür bedienen. 😉

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  • Mai 5, 2017 um 3:37 pm Uhr
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    ich bin zwar kein Personal, auch kein Frauchen, liebe Tiere und diese Geschichten sind einfach köstlich, so erfrischend und ich hab so lachen müssen. Danke fürs Aufschreiben 🙂 LG Eva

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  • Mai 2, 2017 um 7:45 pm Uhr
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    Ohhhhhh wie schööööön. Wie bei mir zuhause. 🙂 Klasse geschrieben. Und Teddy ist 19? Das ist ja irre. Falls Du irgendwann mal nach einem Thema suchst: Ich würde sehr gern wissen, wie Du bei zwei Katzen (und mindestens einem extremen Charakter) damit umgehst, wenn eine weniger und die andere mehr essen soll. Danke für den tollen Beitrag, Stefanie

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    • Mai 6, 2017 um 8:19 am Uhr
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      Dankeschön. Jaaa, Teddy ist mindestens 19, vielleicht auch schon älter, aber topfit. Das Thema Gewicht, Übergewicht und wie man damit umgeht, nehme ich gerne als eines der nächsten Themen auf. LG Ilona

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  • April 28, 2017 um 7:35 am Uhr
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    Danke Gaby……ich freue mich, wenn ich Dich erheitern konnte. Hab einen schönen Tag <3

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  • April 27, 2017 um 8:30 pm Uhr
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    Ja, unsere kleinen Fellnasen haben uns im Griff. Wunderschöne Episode aus dem Katzenalltag. Ich habe seit Jahren ein 3D-Puzzle versucht aufzubauen. Egal wo die beiden gerade sind, sobald ich versuche anzufangen, sind sie da und helfen mit, indem sie die Bauteile wegtragen.

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    • April 28, 2017 um 7:43 am Uhr
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      Ich habe gerade so gelacht. Ich kann es mir bildlich vorstellen. Da hilft nur: Heimlich puzzlen im Keller, wenn sie schlafen…..pssst…..ganz leise 😉

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  • April 27, 2017 um 3:53 pm Uhr
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    Ja, ja, sie können die felllosen Sklaven/innen schon ganz schön springen lassen, die Samtpfoten. 😉

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  • April 27, 2017 um 11:35 am Uhr
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    Hahahaha, das kommt mir alles so bekannt vor.
    Unsere beiden haben uns auch total im Griff.
    Vorallem das zwischen Tür und Angel sitzen.
    Auch wir haben uns schon gefragt wann die Nachbarn mal das Jugendamt rufen weil unsere Katzen immer schreien wie Kinder, die man gerade grün und blau geprügelt hat.
    Unsere Mauz “klingelt” übrigens wenn sie was will.
    Will sie Futter hebt sie den Futternapf mit den Pfoten an und lässt ihn immer wieder auf die Fliesen fallen, bis wir reagieren,
    will sie Aufmerksamkeit geht sie aufs Regal, guckt uns direkt an und schmeißt ein Teil nach dem anderen herunter, bis wir reagieren,
    will sie abends im Bett kuscheln, läuft sie im Wohnzimmer solange vor dem TV und auf dem Receiver hin und her, bis ich ins Bett gehe, damit sie es sich zwischen meinen Füßen bequem machen kann.
    Aussitzen bringt gar nix, sie hört nicht auf auch nicht nach einer Stunde vergeblichen klingelns, sie weiß genau, irgendwann werden wir reagieren…
    Ich glaube, manchmal drohen sie uns damit, Catnesty International einzuschalten wegen unserer schrecklichen Verstöße gegen die Katzenrechte….

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    • April 28, 2017 um 7:40 am Uhr
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      Genau das ist das Problem. Irgendwann kommt sie zum Erfolg. Die einzige Möglichkeit besteht darin, ein paar Tage/Wochen auf der Couch zu übernachten 😉 Aber wer will das schon. Einmal nachgegeben….immer Terrorzwerg. Klingeln ist übrigens eine sehr harmlose Bezeichnung für die kleinen katzenterroristischen Anschläge 😉

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      • April 28, 2017 um 7:57 am Uhr
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        Ja Terror trifft es sehr gut.
        Ich vergleiche sie immer mit einem seeehr nervigen Hotelgast, der ständig auf die Glocke an der Rezeption haut, um endlich bedient zu werden, deswegen “klingeln”
        Aber wenn sie sich dann satt und zufrieden rankuscheln und ein so ganz lieb angucken, verzeiht man ihnen doch wieder alles 😉

  • April 27, 2017 um 11:15 am Uhr
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    Katzen liebe ich sehr! Selbst besitze ich keine Katze.
    Danke für diese wunderbare Episode, ich musste auch Tränen lachen! 😀

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    • April 28, 2017 um 7:37 am Uhr
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      Danke für den netten Kommentar. Es gibt so viele herren-/frauchenlose Katzen…….wäre da nicht eine dabei? 😉

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  • April 27, 2017 um 9:57 am Uhr
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    Musste auch herzhaft lachen….und ich fragte mich, wo du die Web-cam hier versteckt hast und warum meine Miezen so anders aussehen….lach….
    Es kommt mir soooooo bekannt vor 😉

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    • April 28, 2017 um 7:34 am Uhr
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      Kennst Du eine…….kennst Du alle……zumindest, was ihr Verständnis von Hoheitlichkeit angeht ……<3

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      • April 30, 2017 um 2:56 pm Uhr
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        Das stimmt. Und gerade wegen ihrer speziellen Eiganart lieben wir sie ja auch.
        Katzen sind die wahren Anarchisten….man kann sie nicht dressieren wie einen Hund, sie haben immer ihren eigenen Kopf 🙂

  • April 27, 2017 um 9:19 am Uhr
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    Das ist eine wundervolle und authentische Beschreibung von einem Vormittag mit Katze.
    Ich habe Tränen gelacht. Wenn ich bei mir die Spuren meiner Prinzessinnen beseitige,
    lache ich selten.
    Der “Terror” hört ja vormittags nicht auf. Steht man vom Sessel auf, ist dieser von einer “tief schlafenden”
    Katze besetzt, wenn man zurück kommt.
    Geht man nachts auf die Toilette und will wieder ins Bett, liegt die Katze die vorher bescheiden am Fußende lag, quer im Bett. Als gut erzogener Katzenhalter, läßt man die Katze natürlich liegen und legt sich völlig
    verdreht ins Bett, falls man überhaupt noch Platz findet.
    Trotzdem lieben wir alle unsere Plüschpopos heiß und innig.
    Irene

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    • April 28, 2017 um 7:32 am Uhr
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      Ich glaube, gerade weil sie so kleine Terrorzwerge sind, lieben wir sie. Ich habe gerade mal 45 Minuten mit meinem kleinen Chaos-King beschrieben. Und Du triffst den Nagel auf den Kopf. Egal, welchen Platz man verläßt, sobald man (auch nach 10 Sekunden) zurück kommt, liegt dort eine tief schlafenden Katze. Morgens steht man auf mit verspannten Muskeln, weil man mit 1,70 m Größe gerade mal 80 mal 80 cm zum schlafen hatte, während Katerchen mit einer Größe von 50 cm 1,20 x 2,00 m Platz hatte….hihi…..<3

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  • April 27, 2017 um 8:45 am Uhr
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    Ich habe Tränen gelacht, nein, nicht aus Schadenfreude, sondern weil ich mich in jeder Scene wiedergefunden habe.
    In der Tür sitzen bleiben, das Fenster muss auf ich will rein, sonst schrei ich die Nachbarn zusammen (verflucht sei der Tag, an dem ich das erste Mal nachgab…), das Mampfi wird zusammengescharrt, die Milch kam zu spät (ich fass es nicht – so hatte ich das noch nie gesehen), rüber über die Tastatur, zurück und dann drauflegen (Wenn das beim Hochfahren passiert, kann man das ganze Betriebssystem zerstören…). Ganz toll!

    Und dann endlich: „Psssst!“ Ich kann schon leiser als die Katze 🙂 . Aber – genauso ist es: Ich liebe es!! Ulrike

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    • April 28, 2017 um 7:27 am Uhr
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      Freut mich, dass ich den Katzenmamanerv treffen konnte ;-). Sie haben alle verschiedene Charaktere und sind ganz individuell, aber in diesen Punkten sind sie (fast) alle gleich <3 Und Du hast sooooo recht. Wenn man nicht schnell genug ist, kann man sein Betriebssystem neu installieren. Aber wir lieben sie <3

      Antworten

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